Warum wir in unseren Shampoos auf Glycerin verzichten
- Glycerin wird technisch als Feuchthaltemittel und Konservierungsstoff eingesetzt.
- Außerdem soll es Haut und Haar feucht und geschmeidig halten.
- Es gibt dennoch sehr gute Gründe, die gegen Glycerin in Shampoos sprechen – erfahre hier mehr!
Du hast das Wort bestimmt schon oft gelesen, wenn du auf die Zutatenliste von Kosmetikprodukten oder Shampoos geschaut hast: Glycerin. Glycerin ist einer der am meisten verwendeten Inhaltsstoffe in der Kosmetik. Er ist als unbedenklich eingestuft und in Naturkosmetik erlaubt, sofern er aus der richtigen Quelle stammt – doch dazu weiter unten mehr. Bei Glycerin handelt es sich um einen geruchs- und farblosen dreiwertigen Alkohol mit süßlichem Geschmack. Oft wird es auch als Glycerol bezeichnet. Bei dieser Bezeichnung wird die chemische Zugehörigkeit zu der Welt der Alkohole noch deutlicher. In deinem Wein sorgt zum Beispiel Ethanol für den Schwipps-Faktor. Doch woher kommt Glycerin und wofür wird es eingesetzt?
Wie wird Glycerin hergestellt?
Der größte Anteil des industriell hergestellten Glycerins wird synthetisch aus Propylen gewonnen, einem Nebenprodukt der Erdölchemie. In seltenen Fällen kann es aber auch durch andere Verfahren über die Aufspaltung tierischer oder pflanzlicher Fette in Glycerin und Fettsäuren gewonnen werden. Hier entsteht ein großer Anteil des am Markt verfügbaren Glycerins bei der Biodieselproduktion. Für Naturkosmetikhersteller ist Glycerin aus pflanzlicher Produktion selbstverständlich die richtige Zutat, denn Inhaltsstoffe auf Erdölbasis sind hier nicht zulässig. Dennoch ist die Produktion mit negativen Folgen verbunden, denn die Biodieselproduktion ist alles andere als unumstritten: Kritiker weisen vor allem auf den Umstand hin, dass wertvolle Lebensmittelpflanzen nicht mehr für die Lebensmittelproduktion verwendet werden und die entstehenden Monokulturen und Endprodukte der Artenvielfalt und dem Klima schaden können. Das Thema ist komplex, sodass wir an dieser Stelle nicht weiter darauf eingehen wollen – im Internet findest du aber zahlreiche Quellen zum aktuellen Stand der Diskussion.
Welche Funktion übernimmt Glycerin in Kosmetik und Haarpflege?
In der Kosmetik wird Glycerin oft eingesetzt, weil es Feuchtigkeit binden kann: Glycerin liebt Wasser, es ist also hygroskopisch. In vielen Produkten wird es verwendet, um sie vor dem Austrocknen zu bewahren: Das Glycerin hält das Wasser im Produkt quasi fest. Technisch gesehen ist es also ein Feuchthaltemittel. Wenn du mal den Deckel von einem Produkt offenstehen lässt, entstehen weniger schnell unschöne Krusten auf dem Produkt. Außerdem nutzen die Hersteller Glycerin als Konservierungsstoff, denn Produkte mit einem hohen Wasseranteil sind anfällig für Keimbefall – auch Keime lieben Wasser (aus diesem Grund setzen wir auf Konzentrate). Und wie du vermutlich weißt: Alkohol konserviert. Die technischen Eigenschaften des Glycerins sind für die meisten Hersteller viel wichtiger als die vorgeschobenen Eigenschaften für die Hautpflege, die wir dir im nächsten Absatz vorstellen.
Gibt Glycerin der Haut Feuchtigkeit?
Die Feuchtigkeit spendende Funktion soll Glycerin zudem auf der Haut und im Haar übernehmen: Wenn die richtigen Umgebungsbedingungen vorliegen, soll es die Feuchtigkeit auf der Haut oder im Haar halten und so die Elastizität bewahren und die Hautbarriere stärken. Verwendet wird es daher vor allem in Shampoos, die die Haut durch scharfe Tenside stark austrocknen. Wir du hier nachlesen kannst: Tenside sind die Stoffe in Shampoos, die reinigend wirken und Fett sowie Schmutz lösen. Einige Tenside – besonders die in der konventionellen Haarpflege – führen so zu einer starken Austrocknung der Haut. Um diesem Mechanismus etwas entgegenzusetzen, soll das Glycerin die Feuchtigkeit aus der Luft oder aus pflegenden Bestandteilen (zum Beispiel Hyaluronsäure) des Shampoos ziehen und an Haut und Haar binden. Damit es diese Funktion erfüllen kann, darf der Glycerin-Anteil im Produkt nicht zu hoch sein verglichen mit den Feuchtigkeit spendenden Inhaltsstoffen.
Warum verwenden wir kein Glycerin?
Da wir besonders milde Zuckertenside verwenden, ist eine Zugabe von Glycerin zunächst gar nicht notwendig, denn unsere Shampoos entziehen der Haut viel weniger Feuchtigkeit. Die hochwertigen pflanzlichen Öle in unseren Shampoos unterstützen die Feuchtigkeitsregulation zudem auf natürliche Art. Auch für die technischen Eigenschaften des Glycerins haben wir keine Verwendung, denn unsere Konzentrate kommen gut ohne Feuchthaltemittel und Konservierungsstoffe aus. Jetzt denkst du vielleicht: Trotzdem ist mehr Feuchtigkeit doch besser als weniger. Das stimmt natürlich, allerdings bringt Glycerin tatsächlich gar nicht in allen Umgebungen mehr Feuchtigkeit in oder auf deine Haut und dein Haar. Der Alkohol hat eine so hohe Anziehungskraft auf Wasser, dass er sich die Feuchtigkeit gierig aus seiner Umgebung holt. Bei einer sehr hohen Luftfeuchtigkeit entzieht er das Wasser einfach der Luft oder pflegenden Inhaltsstoffen der Shampoos. Bei einer hohen Luftfeuchtigkeit kann Deine Haut das allerdings auch selbst, oder besser: Sie trocknet gar nicht erst aus. Und die pflegenden Inhaltsstoffe werden durch das Auswaschen des Shampoos aus dem Haar zum größten Teil entfernt – ebenso übrigens wie das Glycerin selbst. Der Nutzen ist also vergleichsweise gering.
Bei geringer Luftfeuchtigkeit kann Glycerin Feuchtigkeit aus der Haut ziehen
Anders sieht es aus, wenn die Luftfeuchtigkeit gering ist: Dann neigt das Glycerin sogar dazu, Feuchtigkeit aus den Hautzellen zu ziehen. Teilweise wird von Hautärzten daher sogar dazu geraten, Luftbefeuchter zu verwenden, wenn man glycerinhaltige Kosmetikprodukte verwendet. Die tieferen Hautschichten werden selbstverständlich durch die Durchblutung und Prozesse im Bindegewebe ständig erneut mit Feuchtigkeit versorgt, trotzdem kann Glycerin unserer Erfahrung nach unerwünschte Auswirkungen vor allem auf die oberen Hautschichten und die Hautbarriere zeigen. Der Grund: Deine Haut hat ein fein abgestimmtes Regulationssystem, das durch die Zugabe von externen Feuchtigkeitsspendern gestört werden kann – sie gewöhnt sich an das Produkt, so wie du es eventuell von Fettstiften für die Lippen kennst. Das Wildschön Konzept hingegen hat zum Ziel, die natürliche Regulationsfähigkeit deiner Haut zu unterstützen und langfristig zu bewahren.