Mikroplastik in Kosmetikprodukten: Was hat es damit auf sich?
- Was ist Mikroplastik eigentlich und warum ist es ein Problem?
- Warum werden Kunststoffe in der konventionellen Kosmetik eingesetzt?
- Woran du Mikroplastik in Kosmetikprodukten erkennen kannst
Mikroplastik gibt es überall: Es fliegt durch die Luft, es versteckt sich im Boden, es treibt im Wasser. Jedes Jahr gelangen geschätzt über 3 Millionen Tonnen Mikroplastik ins Meer. Gefunden wurden sie Partikel bereits an den tiefsten Stellen der Ozeane, wie zum Beispiel im Marianengraben, oder an den entlegensten Orten der Antarktis. Gleichzeitig schweben die kleinsten Teile bis hoch in die Atmosphäre, denn der Wind kann die staubfeinen Partikel leicht kilometerweit transportieren. Wir müssen also leider feststellen: Mikroplastik ist einfach überall – und das ist ein großes Problem.
Mikro klingt winzig. Wie klein ist Mikroplastik eigentlich?
Auch wenn es so klingt: Um Mikroplastik zu sehen, brauchst du in den meisten Fällen kein Mikroskop. Alle Plastikteilchen mit weniger als 5mm Durchmesser, werden als Mikroplastik bezeichnet. Da sind also schon noch einige ziemlich dicke Brocken dabei. Für verschiedene Industrieanwendungen werden oft noch kleinere Kunststoffpartikel verwendet; in diesem Fall spricht man oft auch von Nanoplastik. Sie bilden also quasi eine Unterart vom Mikroplastik. Diese Partikel können ein Hundertstel oder sogar ein Tausendstel Millimeter Durchmesser aufweisen. Spätestens hier wirst du tatsächlich ein Mikroskop benötigen, um die winzigen Teile ausmachen zu können.
Von Textilien über Autoreifen bis hin zu Shampoos: Wodurch entsteht Mikroplastik?
Grundsätzlich kann Mikroplastik durch zwei verschiedene Arten entstehen: Entweder wird es absichtlich aufgrund seiner speziellen Eigenschaften hergestellt (primäres Mikroplastik) oder es entsteht beim Zerfall oder Abrieb größerer Plastikteile (sekundäres Mikroplastik). Der größte Teil aller Partikel entsteht an Land, und zwar durch das Waschen von synthetischen Textilien (35%), den Abrieb von Autoreifen (28%) und durch städtischen Feinstaub, der durch alle möglichen Arten von Plastikabnutzung entsteht. Rückstände aus Kosmetikprodukten machen lediglich ca. 2% des Mikroplastiks aus, das im Meer landet. Das ergab eine Studie der International Union for Conservation of Nature. Verschiedene Studien kommen zu leicht unterschiedlichen Zahlen, aber die Dimensionen ähneln sich. Doch Mikroplastik entsteht auch im Meer selbst, nämlich durch den Zerfall von Makroplastik im Wasser. Die großen Stücke – etwa Verpackungsmaterial oder Fischernetze – werden durch Wellenbewegungen mechanisch bzw. durch UV-Strahlung zersetzt.
Ist Mikroplastik schädlich für die Umwelt?
Plastik wir üblicherweise aus Rohöl hergestellt, und es ist oft nur sehr schwer biologisch abbaubar. Über dieses Thema erfährst du in diesem Artikel mehr. Einmal in der Umwelt, bleibt es dort für viele Jahre. Besonders großen Schaden können die kleinen Partikel dabei im Meer anrichten: Muscheln, Würmer in Fische nehmen das Mikroplastik mit der Nahrung auf. Damit gelangt der Kunststoff in den Nahrungskreislauf – und damit im schlimmsten Fall bis zu uns auf den Teller. Doch dazu später mehr. Zunächst aber hat das Mikroplastik einen negativen Einfluss auf die Meeresbewohner selbst. Die Aufnahmen von Kunststoffen kann bei ihnen beispielsweise zu Tumorbildung führen oder die Tiere über Schadstoffe vergiften, die sich an den Kunststoffpartikeln festhalten können.
Herr Ober – da ist Plastik in meinen Muscheln…: Ist Mikroplastik gefährlich?
Über die Nahrung können die Kunststoffteilchen in den Körper gelangen. Grundsätzlich kann Plastik Stoffe enthalten, wie etwa bestimmte Weichmacher oder Phthalate, von denen einige zumindest potenziell im Verdacht stehen, krebserregend, giftig oder hormonell wirksam sein zu können. Aufgrund ihrer Oberflächenstruktur bietet Mikroplastik zudem chemischen Trittbrettfahrern eine Mitfahrgelegenheit an. So können Kohlenwasserstoffe, Pflanzenschutzmittel und andere Umweltgifte an ihnen haften und über sie in den Organismus gelangen. Studien zeigen, dass sich kleinste Mikroplastikteilchen in der Blutbahn von Probanden befunden haben – sie wandern also nicht immer komplett wieder über den Darm aus dem Körper hinaus. Können sich diese Partikel im Körper anreichern und Krankheiten verursachen? Bislang ist die Studienlage dazu noch ziemlich dünn. Auch ob die Partikel die so genannte Blut-Hirn-Schranke überwinden können und so in unser Denkorgan gelangen können, ist bislang nicht eindeutig belegt. Wirklich beruhigend ist das alles trotzdem nicht. Wie groß ist das Problem speziell bei Kosmetikprodukten? Das Bundesinstitut für Risikoforschung (BfR) geht aktuell davon aus, dass Mikroplastik in der Kosmetik nicht schädlich ist, da die Partikel im Vergleich recht groß sind und über die Haut nicht aufgenommen werden können. Die Barrierefunktion der Haut sollte zumindest bei diesen Teilchen also dafür sorgen, dass die ungebetenen Besucher außerhalb des Körpers bleiben.
Was hat Mikroplastik überhaupt in Kosmetikprodukten verloren?
Konventionelle Hersteller von Kosmetikprodukten setzen beispielsweise den Kunststoff Polyethylen ein, um Konsistenz und Fließfähigkeit ihrer Produkte zu beeinflussen. Kleinste Partikel aus dem Stoff binden nämlich die Flüssigkeit in den Produkten. Aber die Kunststoffe werden auch genutzt, um die Produktwirkung zu beeinflussen. In Peelings werden Mikropartikel beispielsweise als Schleifmittel verwendet, die Hautschuppen und Verunreinigungen lösen. In Make-up sorgen sie für eine bessere Haftung der Produkte auf der Haut. Bei Cremes wird Kunststoff verwendet, der der Haut eine vermeintlich glatte Oberfläche verschafft. Unser Lieblingsthema sind aber natürlich Kunststoffe in der Haarpflege: Hier werden in konventionellen Produkten vor allem flüssige Kunststoffe eingesetzt, die das Haar ummanteln und leichter kämmbar machen. In diesem Artikel erfährst du mehr über Silikone in Shampoos. Wie du vermutlich weißt, halten wir davon nichts, denn der natürliche Talg deiner Kopfhaut und Haaröle sind aus unserer Sicht die weit besseren und umweltfreundlicheren Alternativen – und der sinnvolle Weg zu natürlich schönem Haar.
Wie erkenne und vermeide ich Mikroplastik in Kosmetik und Haarpflege?
Eine große Hilfe bei der Identifikation von Plastik in Kosmetik und Haarpflege können spezielle Apps sein, zum Beispiel CodeCheck – eine App, in der du auch unsere Produkte findest. Aber auch ein Blick auf die Liste der Inhaltsstoffe kann schnell Auskunft geben: Wenn du dich etwas mit den Bezeichnungen der Zutaten auskennst, kannst du informierte Entscheidungen treffen. Beispiel: Sobald in der Liste das Wort „Polymer“ auftaucht, kannst du davon ausgehen, dass das Produkt Kunststoff enthält. Dies sind einige der üblichen Kunststoffe in der konventionellen Kosmetik:
- Acrylate Copolymer
- Acrylates Crosspolymer
- Polyamide
- Polyacrylate
- Polymethylmethacrylate
- Polyquaternium
- Polyethylene
- Polyethylene Glycol
- Polyethylene Terephthalate
- Polypropylene Terephthalete
- Polybutylene Terephthalate
- Polypropylene
- Polypropylene Glycol
- Polystyrene
- Polytetrafluoroethylene
- Polyurethane
- Silikone, zum Beispiel Cyclotetrasiloxane, Cyclopentasiloxane oder Cyclohexasiloxane
Wenn du dich mit Details nicht beschäftigen möchtest, kannst du auch einfach zu zertifizierter Naturkosmetik greifen. In diesen Produkten ist der Einsatz erdölbasierter Stoffe grundsätzlich nicht zulässig. Für viele kleine Hersteller ist der Zertifizierungsprozess allerdings aufwändig und teuer. Unsere Produkte erfüllen beispielsweise alle Erfordernisse auch der strengsten Naturkosmetik-Zertifizierungen, beantragt haben wir bislang dennoch keines, da wir die Kosten aktuell nicht an dich weitergeben wollen und stattdessen lieber auf Transparenz und Aufklärung setzen.
Wird Mikroplastik von der Shampoo-Flasche in das Produkt abgegeben?
Studien zeigen, dass die Konzentration von Mikroplastik vor allem in Mehrwegflaschen aus Kunststoff erhöht ist, etwa bei Mineralwässern. Vermutlich führt die über die Dauer der Nutzung etwas rauere Oberfläche an der Innenseite der Flaschen dazu, dass sich die Partikel „festhalten“ können. Bei Shampooflaschen handelt es sich allerdings um Einwegflaschen, die unter hygienischen Bedingungen abgefüllt werden, sodass keine nennenswerten Mengen Mikroplastik in die Flaschen gelangen können. Die Flaschen selbst geben auch keine Partikel an das Shampoo ab, sodass Mikroplastik bei Naturkosmetikprodukten kein Thema ist. Wichtig ist allerdings, dass du die Flaschen richtig entsorgst, damit sie nicht in die Umwelt gelangen und über den oben beschriebenen Prozess zu sekundärem Mikroplastik werden. Deswegen gilt: Kunststoffflaschen müssen über den richtigen Müll (grüner Punkt) entsorgt werden. Dann werden sie dem Wertstoffkreislauf zugeführt und kein Teil des Mikroplastikproblems.
Fazit: Mikroplastik in der Kosmetik ist vermeidbar
Mikroplastik ist ein riesiges Problem, zu dem Kosmetik einen kleinen aber vermeidbaren Teil beisteuert. Die Kunststoffe werden den Produkten beigemischt, um sie billiger zu machen, um ihre Eigenschaften zu verändern und um schnell vermeintliche Resultate in der Anwendung zu zeigen. Dass es ohne geht, zeigt die Naturkosmetik seit Jahren, und immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher entscheiden sich für konsequent natürliche Produkte ohne Kunststoffe – zum Wohle der Umwelt und der Gesundheit.