Warum schäumt Naturshampoo weniger stark als konventionelles Shampoo?
- Wir haben uns daran gewöhnt, dass Schaum einfach dazu gehört.
- Tenside sind zuständig für den Schaum im Shampoo.
- Künstliche Tenside schäumen stark, sind aber aggressiv.
- Warum natürliche Tenside besser für dich sind - auch mit wenig Schaum.
Wenn du bislang hauptsächlich zu konventionellem Shampoo gegriffen hast, fällt dir beim Umstieg auf Naturshampoo vielleicht zuallererst auf, dass es weniger stark schäumt. Für Viele endet damit bereits der Ausflug in die Welt der Naturkosmetik schon wieder: Zu tief sitzt die angelernte Überzeugung, dass ein Shampoo nur dann reinigt und pflegt, wenn es ordentlich schäumt. Und tatsächlich ist die Reinigungswirkung von scharfen, synthetischen Tensiden stärker als die von milden. Schließlich wurden sie entwickelt, um Öl- und Fettablagerungen von Werkstattböden und Motorblöcken zu entfernen. Dass dies für deine Kopfhaut nicht unbedingt ideal ist, kannst du dir jetzt vermutlich schon denken. In diesem Artikel erfährst du mehr darüber, warum Naturshampoo weniger schäumt – und warum das kein Nachteil, sondern ein Vorteil ist.
Warum ist dir Schaum eigentlich so wichtig?
Manche denken verzückt an Schaumpartys in der Jugend zurück, andere begeistern sich vielleicht für die Schaumkrone auf ihrem Bier. Wie schön ist die schäumende Gischt am Meer? Und wenn es draußen eisig ist, freust du dich möglicherweise auch über ein langes Bad in der Wanne – natürlich mit ganz viel Schaum. Viele verbinden die fluffigen Blasen mit schönen Erinnerungen oder ganz allgemein mit positiven Emotionen. Zusätzlich haben wir gelernt: Bei der Körperpflege hat Schaum etwas damit zu tun, ob wir uns danach sauber fühlen, denn Schaum ist der Begleiter der meisten Reinigungsmittel, mit denen unsere Haut in Berührung gekommen ist. Schaum gehört zur Reinigung einfach dazu, so haben wir das zumindest gelernt. Und dann steigst du auf Naturkosmetik um – und du bist enttäuscht! Statt Schaum-Whoosh gibt es lediglich ein zaghaftes Anschäumen, statt einer griffigen und intensiv riechenden Schaumtextur verteilst du eher eine mild duftende Flüssigkeit auf Haar und Kopfhaut. Viele vermissen dann etwas. Das können wir gut verstehen, denn es macht ja auch irgendwie Spaß, sich eine schöne Schaumkrone aufzusetzen. Warum du bei dem Thema aber umdenken solltest, erfährst du, wenn du weiterliest.
Tenside sind zuständig für die Schaumbildung
Was ist Schaum eigentlich? Schaum besteht aus kleinen Gasbläschen, die durch flüssige Wände getrennt sind. Bei dem Gasgemisch im Shampoo-Schaum handelt es sich natürlich um die ganz normale Atemluft. Das, was in Reinigungsmitteln für den Schaum sorgt, sind in aller Regel die Tenside, also die Reinigungssubstanzen. Bei konventionellen Shampoos sind normalerweise synthetische Tenside für den Schaum verantwortlich. Sie haben eine fettlösende Eigenschaft, die sie ideal für Reinigungsprodukte macht. Bei Tensiden handelt es sich um Moleküle, die sowohl wasseranziehende (hydrophile) als auch fettliebende (lipophile) Eigenschaften haben. Die wasseranziehende Seite des Tensidmoleküls kann sich an das Wasser im Shampoo und auf der Kopfhaut binden, während die andere Seite sich mit dem Fett und dem Schmutz auf den Haaren und der Kopfhaut verbinden kann. Das bedeutet: Wenn ein Shampoo auf das Haar aufgetragen und mit Wasser vermischt wird, beginnen die Tenside mit den Partikeln und dem Fett zu interagieren: Sie umgeben die Fett- und Schmutzpartikel und bilden winzige Bläschen oder – genauer – eine Emulsion, die dann leicht abgewaschen werden kann. Tenside bewirken also, dass zwei eigentlich nicht miteinander mischbare Flüssigkeiten vermengt werden können.
Was machen scharfe Tenside mit deiner Kopfhaut?
Wenn das Shampoo in das Haar und die Kopfhaut einmassiert wird, brechen die Tenside die natürliche Fettschicht auf, die das Haar und die Kopfhaut umgibt. Durch das intensive Schäumen können die Tenside die Fettschicht effektiv durchdringen und lösen. Der Schaum hilft auch dabei, das Shampoo gleichmäßig auf Haar und Kopfhaut zu verteilen, was wiederum zu einer sehr gleichmäßigen Entfettung führt. Die synthetischen Tenside machen also keine halben Sachen: Neben Schmutzpartikeln, Schüppchen und Resten von Styling-Produkten nehmen sie so ziemlich den gesamten Talg mit, der sich auf der Kopfhaut und im Haar befindet. Ersetzt wird dieser in konventionellen Shampoos dann mit künstlichen Glattmachern, die dafür sorgen, dass das Haar überhaupt wieder kämmbar wird. Vielleicht denkst du jetzt: Das ist doch gut – ich möchte schließlich kein fettiges Haar! Ganz so einfach ist es aber nicht. Die Natur hat sich schließlich etwas dabei gedacht, als sie deiner Haut die Fähigkeit gegeben hat, natürlichen Talg zu produzieren: Er steuert den pH-Wert und schützt vor ungewünschten Mikroorganismen, er sorgt für Elastizität deiner Haut und glättet und pflegt dein Haar. Wenn du die natürlichen Öle also komplett wegwäschst, gerät deine Kopfhaut in Stress: Sie versucht automatisch, den Verlust durch eine gesteigerte Talg Produktion auszugleichen, sodass dein Haar schneller wieder fettig wird. Was dich wiederum dazu verleitet, dein Haar öfter zu Waschen – ein Teufelskreis, der zu juckender und schuppiger Kopfhaut führen kann.
Warum schäumt Naturshampoo weniger?
In Naturshampoo werden keine synthetischen Tenside verwendet, sondern ihre milden Cousins: die natürlichen Tenside. Diese werden aus pflanzlichen Quellen wie Kokosnuss oder Mais gewonnen und sind biologisch abbaubar und damit deutlich umweltfreundlicher als synthetische Tenside. Um beim Thema zu bleiben: Ja, sie schäumen weniger als synthetische Tenside. Der Grund dafür liegt in ihrer chemischen Struktur: Natürliche Tenside bestehen aus Molekülen, die aus langen Kohlenwasserstoffketten und einer wasserliebenden Gruppe bestehen, während synthetische Tenside in der Regel aus kürzeren Kohlenwasserstoffketten bestehen. Die längeren Kohlenwasserstoffketten der natürlichen Tenside sind verantwortlich für die geringere Schaumbildung. Dies liegt daran, dass die längeren Ketten schlechter wasserlöslich sind als die kürzeren. Wenn natürliche Tenside in Wasser gelöst werden, bilden sie daher kleinere und weniger stabile Bläschen, was wiederum zu einer geringeren Schaumbildung führt.
Heißt weniger Schaum auch weniger Reinigungswirkung?
Die Reinigungswirkung der natürlichen Tenside ist tatsächlich etwas schwächer als die der Synthetischen, doch sie ist vollkommen ausreichend: Gerade Schmutz, Styling-Reste und Schüppchen nehmen sie ebenfalls sehr gut auf, sodass dein Haar auch mit natürlichen Tensiden total sauber wird. Sie sind aber deutlich weniger aggressiv bei Ölen bzw. Fetten. Anders als die synthetischen Tenside bleibt beim Naturshampoo ein Teil des natürlichen Talgs zurück, sodass die Schutzschicht der Haut erhalten bleibt. Die Haut gerät folglich auch weniger unter Stress, sodass sich die Talgproduktion im Laufe der Zeit normalisiert. Dennoch ist es möglich, dass die Talgproduktion gerade am Anfang noch etwas stärker ist als sie eigentlich nötig wäre. Wenn du gerade erst auf Naturhaarpflege umgestiegen bist, kann es also sein, dass besonders die Ansätze fettiger sind als du es dir wünschst. Gleichzeitig werden die synthetischen Glattmacher aus dem Haar gewaschen, sodass die Spitzen trockener werden. Hier kommt das Bürsten ins Spiel: Durch das tägliche Bürsten mit Naturborsten transportierst du überschüssigen Talg von der Kopfhaut in die Haarlängen, wo er für natürlichen Glanz und weiches Haar sorgt. Zusammengefasst: Mit natürlichen Tensiden wird dein Haar auch sauber, auch wenn es weniger schäumt – und die natürliche Schutzbarriere deiner Haut bleibt erhalten.