Statisch aufgeladenes Haar: Warum fliegen Haare und was kannst du dagegen tun?
- Warum laden Haare sich statisch auf?
- Was haben Haarpflegeprodukte mit fliegenden Haaren zu tun?
- 3 Tipps für schnelle Hilfe: Was kannst du gegen fliegendes Haar tun?
Kennst du das auch: Du kämmst dich oder ziehst den Pulli über den Kopf und hinterher stehen dir die Haare zu Berge? Warum ist das so? Und was kannst du dagegen tun? Wenn du das wissen willst, bist du hier richtig. Hinter dem Phänomen der sogenannten fliegenden Haare steckt ein physikalischer Effekt: die statische Aufladung. Keine Sorge, falls dir der Physikunterricht nicht mehr ganz so präsent ist. Wir frischen dein Wissen wieder etwas auf.
Was ist statische Aufladung?
Wenn du bei „statisch“ erst einmal an etwas Unbewegliches denkst, liegst du prinzipiell nicht falsch. Da statische Aufladung allerdings ein physikalisches Phänomen ist, bedeutet „statisch“ hier etwas anderes. In der Physik bezieht sich der Begriff „statisch“ nämlich auf das von Kräften erzeugte Gleichgewicht. Und das gerät bei der statischen Aufladung aus dem Gleichgewicht. Statische Aufladung ist quasi eine Art Kräfteungleichgewicht. Wie das entsteht hast du wahrscheinlich schon herausgefunden: Zum Beispiel, wenn du deinen Pulli über den Kopf ziehst, deine Mütze absetzt oder dir die Haare kämmst. Statische Aufladung entsteht also durch Kontakt oder Reibung zwischen zwei Gegenständen. Warum ist das so? Jetzt beginnt die Mini-Physikstunde.
Wie entsteht statische Aufladung bei Haaren?
Im Gleichgewichtsfall (auch elektrisch neutraler Zustand genannt) gibt es gleich viele positive und negative Ladung in einem Atom. In diesem Zustand fühlt sich ein Atom so richtig wohl. Einige Bewohner des Atoms sind allerdings umtriebig: Durch Reibung oder Kontakt springt ein negativ geladenes Teilchen (Elektron) von einem Atom des einen Gegenstandes auf ein Atom des anderen Gegenstands über. Beim Kämmen oder Pulli ausziehen tauschen die Haare mit dem Kamm oder dem Pulli also Elektronen aus. Da du mit dem Haarekämmen (oder Pulliausziehen) vermutlich nicht nach einem Millimeter aufhörst, müsste das Elektron doch eigentlich wieder zurückwandern bzw. immer hin- und herspringen. Da sind wir jetzt an dem Punkt, ohne den die statische Aufladung überhaupt nicht funktionieren würde: die Leitfähigkeit.
Gute Isolatoren laden sich auf
Unter der Leitfähigkeit eines Gegenstandes versteht man, wie gut Elektronen innerhalb des Gegenstandes weitergeleitet werden. Das klingt jetzt vielleicht komplizierter als es ist. Im Grunde leiten manche Materialien Elektronen einfach besser als andere. Hier haben die Elektronen quasi Rückenwind und kommen leicht vorwärts. Diese Materialien werden dann „gute Leiter“ genannt, zum Beispiel Metalle. Jetzt wirst Du Dir wahrscheinlich denken, dass es dann auch „schlechte Leiter“ geben muss. Da hast du Recht! In schlechten Leitern haben die Elektronen sozusagen sehr starken Gegenwind. Dementsprechend kommen sie nur schwer voran. Jetzt klingt „schlechter“ Leiter ein bisschen nach unnütz, aber im Gegenteil: Schlechte Leitfähigkeit kann sehr nützlich sein, zum Beispiel beim Isolieren von Stromleitungen. Durch die Kunststoffummantelung können wir Gerätekabel anfassen, ohne dass wir mit dem Strom in Berührung kommen und unsere Frisur so richtig nachhaltig zerstören (und nicht nur die). Ohne die Isolierung wäre es zum Beispiel eine ziemlich gefährliche Angelegenheit den Stecker des Haartrockners aus der Steckdose zu holen. Wenn Stoffe (z. B. kaltes Glas oder Plastik) eine geringe Leitfähigkeit haben, werden sie Isolatoren genannt. Isolatoren laden sich stärker auf. Ist ja auch logisch, denn sie leiten die Elektronen schlecht weiter. Wenn du jetzt ans Bürsten oder Pulliausziehen denkst, dann ahnst du wahrscheinlich, dass Haare oder auch Plastikkämme (oder -bürsten) zu den guten Isolatoren zählen. Sie haben folglich also eine schlechte Leitfähigkeit. Soll heißen sie schnappen sich verfügbare Elektronen und behalten sie einfach für sich.
Überschuss an Ladung im Haar
Vielleicht hast du jetzt eine schon eine Vorstellung davon, warum sich deine Haare manchmal aufladen. Beim Rendezvous von Haaren mit zum Beispiel einer Plastikbürste tauschen sie Elektronen aus. Da sowohl Haare als auch Plastik(bürsten) gute Isolatoren sind, fließen die ausgetauschten Elektronen nicht wieder zurück, wenn das Rendezvous vorbei ist. Dadurch hat sowohl die Plastikbürste als auch das Haar einen Überschuss an Ladung, aber nicht von derselben Art. Die Plastikbürste hat zu viel negative Ladung. Sie zieht dann jedes einzelne Haar an, weil Haar und Plastikbürste unterschiedlich geladen sind. So wie zwei unterschiedliche Seiten bei Magneten, die aneinanderkleben. Deine Haare haben jetzt aber alle einen Überschuss an positiver Ladung. Vielleicht erinnerst du dich noch, was mit zwei gleich geladenen Magnetseiten passiert, wenn sie aufeinandertreffen: Sie stoßen sich gegenseitig ab. So ist das auch mit den gleich geladenen, einzelnen Haaren. Und schon bleiben deine Haare in der Luft stehen.
Lang, kurz, lockig, glatt – fliegen alle Haare gleich?
Statische Aufladung entsteht durch Reibung oder Kontakt und ist grundsätzlich bei allen Haartypen möglich. Allerdings können Menschen mit feinen Haaren wahrscheinlich häufiger davon berichten. Denn feines Haar ist leichter als dickeres Haar, und dadurch fliegt es leider auch leichter als dickeres Haar. Meistens haben auch Menschen mit trockenem Haar mehr Probleme mit statischer Aufladung. Denn wie schon beschrieben ist Trockenheit nachteilig für die Leitfähigkeit. Trockenes Haar leitet schlechter als normales oder eher fettendes Haar und fliegt deswegen auch leichter.
Was kann ich gegen fliegende Haare tun?
Die Werbung sagt dir, dass du ein konventionelles Anti-Frizz-Shampoo brauchst. Das soll nicht nur bei Frizz Abhilfe schaffen, sondern auch bei statischer Aufladung. Scheinbar eine Wunderwaffe – aber wie geht das? Meistens enthalten diese konventionellen Anti-Frizz-Shampoos einfach mehr „pflegende“ Inhaltsstoffe als andere konventionelle Shampoos. Dabei handelt es sich vor allem um Stoffe, die Feuchtigkeit binden und die Schuppenschicht des Haars versiegeln. Dadurch kann das Haar mehr Feuchtigkeit halten und wird gleichzeitig schwerer. Beides hilft wie oben beschrieben gegen statische Aufladung. Auch Silikone im Shampoo können bewirken, dass Haare sich weniger aufladen. Denn sie legen sich ebenfalls wie ein Mantel um jedes einzelne Haar und wirken so auch beschwerend. Wenn du genaueres über die Wirkung von Silikonen in konventionellen Shampoos wissen möchtest, lies doch mal unseren Artikel dazu.
Talg sorgt für natürliche Leitfähigkeit
Im Idealfall können deine Kopfhaut und dein Haar die statische Aufladung allerdings selbst in den Griff bekommen. Sie können die Feuchtigkeit und das Sebum (Talg) so steuern, dass dein Haar sich nicht so leicht auflädt. Denn Feuchtigkeit und Fett wirken der statischen Aufladung entgegen, weil sie die Leitfähigkeit der Haare erhöhen. Die Elektronen, die bei dem Kontakt mit anderen Gegenständen ausgetauscht werden, fließen dann leichter wieder zurück. Unsere Wildschön Clean-Shampoos sind übrigens so konzipiert, dass sie deine Kopfhaut und dein Haar bei diesem Prozess unterstützen – und zwar ohne Silikone, sondern mit natürlichen Ölen und durch die Unterstützung deiner Kopfhaut bei der natürlichen Regulation der Talgproduktion. Wenn du schon einige Wochen ein Naturshampoo benutzt, sollten sich deine Haare nicht mehr so leicht aufladen wie zu Beginn.
Die drei besten Tipps gegen statisch aufgeladenes Haar
Besonders bei trockener Luft an kalten Wintertagen kann es aber sein, dass sich deine Haare trotzdem aufladen. Da trockene Luft schlechter leitet als feuchte Luft, laden sich Haare dann besonders leicht auf. Die fehlende Feuchtigkeit in der Luft – und damit auch auf deinem Haar – wirkt also isolierend. Was tun, wenn sich die Haare trotzdem aufladen? Du ahnst es vielleicht schon: die Leitfähigkeit deiner Haare erhöhen. Das geht leichter als du vielleicht denkst! Hier sind die drei besten Tipps:
- Wenn deine Haare grundsätzlich eher feuchtigkeitsarm sind und eine Portion Pflege gebrauchen können, dann kannst du es mit zwei bis drei Tropfen Öl versuchen. Nimm wirklich nur sehr wenig Öl, damit du dein Haar nicht zusätzlich beschwerst. Verteile die Öltropfen auf deinen Handflächen und fahre leicht über dein Haar – von den Mitten bis zu den Spitzen. Unsere Wildschön Bio-Haaröle sind dafür übrigens bestens geeignet.
- Wenn du deine Haare nicht beschweren möchtest oder Öl dir nicht zusagt, dann kannst du deine Hände auch einfach mit etwas Wasser anfeuchten und anschließend am Haar entlangfahren. Wenn dein Haar nicht sehr stark aufgeladen ist, brauchen deine Handflächen die Haare dafür auch kaum berühren. Dann reichen die durch das Wasser leitfähigeren Hände aus, um die Aufladung wegzubekommen. Du kannst statt deiner angefeuchteten Hände auch mit einem Feuchttuch/Kosmetiktuch über die Haare fahren. Auch hierbei braucht das Feuchttuch die Haare kaum zu berühren, um die statische Ladung abzuleiten.
- Sowohl bei angefeuchteten Händen als auch bei dem Feuchttuch-Trick ist es sinnvoll, die Ladung ganz aus dem Körper herauszuleiten. Dazu kannst du einfach einen leitfähigen und geerdeten Gegenstand berühren, zum Beispiel einen Heizkörper. Besonders leitfähige Gegenstände sind beispielsweise aus Metall. Und geerdet bedeutet hier “mit der Erde verbunden”. Dadurch wird die elektrische Ladung an den Erdboden weitergegeben und bleibt nicht in dem leitfähigen Gegenstand.
Zusammengefasst: Erhöhe die Leitfähigkeit deines Haars
Wenn deine Haare um deinen Kopf schweben, gibt es ein Kräfteungleichgewicht. Das wurde durch Reibung oder Kontakt mit anderen Gegenständen verursacht. Dabei gehen Elektronen auf Wanderschaft und bleiben zum Beispiel in der Bürste. Dadurch hat sie zu viel negative Ladung und deine Haare hingegen haben zu viel positive. Dieses Ungleichgewicht bewirkt, dass die Bürste deine Haare anzieht und die einzelnen Haare sich wiederum untereinander gegenseitig abstoßen. Das Ergebnis: Sie stehen oder fliegen sie in der Luft. Und weil Haare und Bürste beide gute Isolatoren sind, fließen die Elektronen nicht einfach wieder zurück. Im Idealfall kann dein Haar durch die Regulation von Feuchtigkeit und Sebum statische Aufladung verringern. Manchmal braucht es aber ein bisschen Unterstützung, zum Beispiel wenn die Luft sehr trocken ist und dementsprechend Ladung schlecht ableitet. Dann hilft es, die Leitfähigkeit deiner Haare zu erhöhen. Das geht zum Beispiel mit feuchten Händen, einem Feuchttuch oder auch mit ein paar Tropfen Wildschön-Haaröl auf den Händen. Fährst du damit an deinen Haaren entlang und berührst zusätzlich noch einen leitfähigen, geerdeten Gegenstand, dann bist du die Ladung schnell wieder los. Denn abstehende Haare wünschen wir dir nur bei einer wonnigen Gänsehaut.